Andreas Wirz, du hast grosse Erfahrung im Bereich genossenschaftliches Wohnen und betreust mit deiner Firma ARCHIPEL zahlreiche Projekte in der ganzen Schweiz. Wie unterscheidet sich das Haus Krokodil, von dem der Hausverein EinViertel ein Teil bildet, architektonisch von anderen Projekten?

Das Haus Krokodil ist zuerst ein wichtiger erster und grosser Baustein des Areals Lokstadt in Winterthur und speichert als eines der grössten Holzhäuser der Schweiz für das nächste Jahrhundert rund 11’000 Tonnen CO2 ein. Es leistet also einen wertvollen Beitrag zur aktuellen Klimadebatte, zumal es Wohnraum an einem Ort zur Verfügung stellt, wo bis anhin lediglich Industriebauten standen.

Dann ist vor allem der Teil der Gesewo eine gewaltige Gemeinschaftsmaschine. Die grosse, einladende Halle mit Bar und Lobby öffnet sich zum Quartier und dem Innenhof. Gleichzeitig verbindet sie das darum herum angeordnete Gewerbe und schafft über die ihr angehängten Atrien die Beziehung zu den darüber liegenden Wohnungen, welche alle über interne Fenster verfügen. Es entsteht ein Kommunikationsraum, welcher ganz viel spontane Begegnungen ermöglicht und Lust nach Gemeinschaft weckt.

Welche speziellen Merkmale weist der Teil des Hauses Krokodil auf, in dem der Hausverein EinViertel sich befindet?

Das Krokodil ist ein Kind unserer Zeit, welches im Gespräch mit der Geschichte seines Standortes ist. Es bietet einerseits ein äusserst attraktives Wohnangebot für unterschiedlichste Haushaltsformen mit 1 bis 7 Personen in 2.5 bis 11.5 Zimmer-Wohnungen. Andererseits zitiert es Formelemente der ehemaligen Industriearchitektur, ohne sich anzubiedern. Ich denke dabei zum Beispiel an die Farbgebung der Allgemeinräume. Die Stahlbauelemente tragen die gelbe Farbe der damaligen Kranbahnanlagen und die Wände den Farbton des grünen Schutzanstriches der Produktionshallenwände. Zudem sind die Fassaden ab dem 4. bzw. 5. Obergeschoss mit Blechschindeln verkleidet, wie es die technischen Aufbauten der Industriehallen ebenfalls waren.

Was findest du architektonisch besonders schön umgesetzt in diesem Projekt?

Im EinViertel ist es wieder einmal gelungen, dass das von einer engagierten und dem Gemeinwohl verpflichteten Bauträgerschaft entwickelte Raumprogramm von den Architekten proaktiv und dankbar aufgenommen wurde und seine Form in einer starken und identitätsstiftenden Architektur gefunden hat. Ein Haus, welches nicht vornehmlich zu Renditezwecken entwickelt wurde, sondern den Menschen Heimat sein will und einen Beitrag zur Stadt leistet.

Wie wirst du zukünftig mit dem Gesewo-Projekt EinViertel verbunden sein?

In dieser intensiven Projektzeit sind einige Freundschaften entstanden und ich habe noch die eine oder andere Einladung zu einem Nachtessen offen. Es wird spannend zu sehen, wie sich die Wohnungen im Alltag bewähren und wie sie von den Bewohnenden in Beschlag genommen wurden. Ein derart langes Engagement führt natürlich zu einer grossen Verbundenheit mit der Genossenschaft und dem Hausverein.

Da wir in Winterthur-Mattenbach mit dem Depot Deutweg bereits das nächste Projekt in Bearbeitung haben, werde ich noch einige Jahre regelmässig in Winterthur sein und immer mal wieder einen Blick ins EinViertel und die Lokstadt werfen, um zu schauen, wie sich dieser spannende Stadtteil weiterentwickelt.

 

Porträt Andreas Wirz
Bild: Niklaus Spoerri

Über Andreas Wirz

Andreas Wirz (dipl. Architekt ETH) führt die Firma Archipel GmbH in Zürich und hat die aktuelle Schweizer Genossenschaftsszene mit den Projekten der Genossenschaft Kraftwerk1 und seinem Engagement im Verband Wohnbaugenossenschaften Zürich mitgeprägt. Er war Gesamtprojektleiter des Projektes EinViertel in der Lokstadt Winterthur.

Neben der Gesamtverantwortung für Prozess, Qualität, Termine und Kosten vertrat er die Interessen der Gesewo gegenüber dem Totalunternehmer Implenia mit den beauftragten Architekt:innen und Fachplaner:innen. Er stellte unter anderem sicher, dass die Anliegen und Wünsche des Hausvereins EinViertel eine adäquate architektonische und technische Umsetzung erfuhren.